Der Ort der Handlung

Klaus Wybornys Film DER ORT DER HANDLUNG ist ganz sicher einer der besten fünf Filme, die in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind. Nach einem exakt ausgearbeiteten Bauplan gefertigt, montiert er vier inhaltlich sehr verschiedene Stränge - deutsche Sprachübungen einer Amerikanerin; Wohnhäuser in Hamburg; den Bericht eines nonkonformistischen Lehrers, dem aus seiner Haltung Schwierigkeiten erwachsen; und eine Verfilmung von Herman Melville’s "Bartleby", daß sie sich gegenseitig kommentieren und ein neues Ganzes ergeben. Der Film entstand im Auftrag der ZDF-Redaktion "Das kleine Fernsehspiel", von der er auch im Januar 1977 in einer vorläufigen, 70 Minuten langen Version ausgestrahlt wurde. Die endgültige 130-Minuten-Fassung erlebte ihre Uraufführung im März 1977 auf der Duisburger Filmwoche. In dieser "Duisburger Fassung", der eigentlichen Originalfassung, ist der Film meines Wissens ansonsten nur dreimal gezeigt worden, einmal in Hamburg und zweimal in Frankfurt im Kommunalen Kino. Danach nämlich schnitt Klaus Wyborny den Film wieder auseinander - wegen dessen Erfolglosigkeit und weil er glaubte, ihn mit den deutschen Textteilen nicht im Ausland zeigen zu können. Seitdem sind nur noch, wenn überhaupt, die einzelnen Stränge als separate Filme gezeigt worden, womit der eigentliche Witz des Ganzen natürlich verloren gegangen ist. Nun hat Klaus Wyborny im Auftrag des Deutschen Filmmuseums die Originalfassung rekonstruiert, womit dieses verlorene Meisterwerk über die Bundesrepublik in den 1970er Jahren endlich wieder zugänglich ist und nicht nur in der Erinnerung existent